Geschichte

Migration als Motor der Vielfalt

Migration gehört zur menschlichen Geschichte: Sie ist allgegenwärtig und normal. Sie kennzeichnet alle Epochen der menschlichen Gesellschaft, war jedoch in verschiedenen Zeiten unterschiedlich stark ausgeprägt. Mit der Einführung des Ackerbaus in der Jungsteinzeit um 10.000 v. Chr. siedelten die Menschen zunehmend an einem Ort und Migration und ein nomadisierendes Leben wurden zur Durchbrechung der neuen Norm. Dennoch blieben die Menschen weiterhin mobil. Selbst das feudale, von bäuerlicher Sesshaftigkeit geprägte Mittelalter Europas war nicht statisch. Ab dem 16. Jahrhundert und mit der Neuzeit nahmen Mobilität und Migration jedoch stark zu, insbesondere in der Zeit der Industrialisierung und Urbanisierung ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. In der globalen und vernetzten Gegenwart mit ihren neuen Formen von Transport und Kommunikation ist die globale Migration von Menschen ein bedeutendes Kennzeichen.

Migrationsgeschichte dokumentiert und erzählt unterschiedliche Erfahrungen: Auswanderung, Einwanderung und Binnenmigration, Flucht, Arbeitsmigration, Minderheitenmigration; kurzfristige und dauerhafte Wanderung; Zwangsmigration und freiwillige Migration; legale und illegale Migration. Migration bedeutet immer, dass Grenzen überschritten werden: Sprachgrenzen, Kulturgrenzen, Landesgrenzen. Landes- und Staatsgrenzen waren in der Geschichte und sind auch heute noch ein zentraler Ort der Migration. Hier werden Pässe kontrolliert und hier wird über Aus- und Einreise entschieden. Dennoch ist Migration oft kein einmaliges Ereignis der Grenzüberschreitung. Menschen pendeln zwischen Orten und Ländern hin und her oder wandern zurück. Die Überwindung von Sprachgrenzen führt nicht selten zu Mehrsprachigkeit.

Ein Leben in der Migration bedeutet oft ein Leben an mehreren Orten, mit mehreren Sprachen und fördert, dass Menschen sich immer häufiger mehr als einer Nation, einer ethnischen Gruppe oder nur einer Kultur zugehörig fühlen. Migration, ob international oder regional, führt zu Begegnungen und Austausch. Sie ist so ein Motor gesellschaftlicher Vielfalt. Migration wird durch Grenzen geprägt, sie überwindet und verändert diese aber gleichzeitig. Migration führt Menschen zusammen und schafft neue transkulturell und transnational geprägte Lebenswelten.

Europa war bis ins 20. Jahrhundert vor allem ein Kontinent der Auswanderung. Für Deutschland galt dies mindestens bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Die Arbeits- und Armutsmigration dieser Zeit war nicht nur, aber überwiegend nach Übersee gerichtet. Zur Überseeauswanderung nach Nordamerika hinzu kamen im deutschen Sprachraum innereuropäische Migrationen. Diese verliefen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit vor allem von West- nach Osteuropa, z.B. vom Rhein-Mosel-Gebiet und von Südwestdeutschland ins Donaubecken oder nach Russland. Später folgten in geringerem Umfang Migrationen nach West- und Nordeuropa. Außereuropäische Migrationen, die nicht auf Nordamerika zielten, machten in Deutschland nur einen sehr kleinen Teil aller Auswanderungen aus. Südamerika wie auch die nach 1885 ‚erworbenen’ deutschen Kolonien waren Zielregionen von vergleichsweise untergeordneter Bedeutung. Anders als Spanien (Lateinamerika), Portugal (Brasilien), Frankreich (Québec, Algerien), die Niederlande (Südafrika) oder Großbritannien (USA) begründete das Deutsche Reich keine Siedlungskolonien für deutsche oder deutschsprachige Auswanderer.

In der Entwicklung der Städte spielte Migration eine besonders wichtige Rolle. Durch die Menschen, die vom Land in die Stadt zogen, wuchsen die Städte zur Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert schnell und in zuvor unbekanntem Ausmaß.

www.migrationsgeschichte.de legt einen Schwerpunkt auf die Objekte der Migrationsgeschichte, die nach Epochen und Themen geordnet sind. In den einzelnen Epochen finden Sie jeweils kurze Charakterisierungen der Migrationsbewegungen dieser Zeiten.

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